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Konferenz Afrika neu denken VII
27. bis 28. September 2019
Hörsaal Zentrum Campus Westend, Goethe-Universität, Hörsaal 6
Theodor-W.-Adorno-Platz 6, 60323 Frankfurt am Main.

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Afrika neu denken – Das Original


Die Notwendigkeit, Afrika neu, d.h. anders zu denken, die dieses Projekt vor sieben Jahren formuliert hat, zeigt Wirkung, was uns freut. Leider wird die Überschrift „Afrika neu denken“ auch für Zusammenhänge übernommen, die alte Denk- und Verhaltensmuster reproduzieren. Um uns von diesen Übernahmen zu entscheiden, trägt unser Projekt nun den Zusatz „Das Original“.

Komplizierte Beziehungen – Afrika und Europa 25 Jahre nach Ende der politischen Apartheid

U.a. mit Mbalenhle Matandela, Feministin und Forscherin am Center for the Study of Violence and Reconciliation (CSVR), Johannesburg; Dr.med. Kopano Matlwa (angefragt), Schriftstellerin und Ärztin, Pretoria; Liepollo Pheko Lebohang, Ökonomin, politische Analystin und Direktorin von Trade Collective, Johannesburg; Dr. Tshepo Madlingozi, Jurist und Direktor vom Center for Applied Legal Studies, Johannesburg; Dr. Heidi Grunebaum, Forscherin und Professorin am Centre for Humanities Research, Kapstadt; Dr. Rirhandu Mageza-Barthel, Politologin und Dozentin von der Universität Kassel; Dr. Urbain N´Dakon, Germanist und Musiker; Georg Meyer, Theologe und Verbindungsreferent Afrika/Evangelische Mission in Solidarität e.V.

In Südafrika verdichten sich viele postkoloniale Kämpfe, die für die Beziehungen zwischen Afrika und den ehemaligen Kolonialmächten nach wie vor relevant sind. 2019 jähren sich in diesem Land die ersten demokratischen Wahlen zum 25. Mal. Das Engagement gegen rassistische Strukturen sowie für soziale Gleichstellung und die Verwirklichung von Menschenrechten haben viele lokale, nationale und transnationale Bewegungen vereint. Die Post-Apartheid-Erfahrung von fortgesetzter extremer Ungleichheit und die immer wieder neue Verteidigung von Demokratie und Verfassung haben in Südafrika scharfe Analysen und lebendige Diskurse hervorgebracht, deren Einsichten in koloniale Kontinuitäten und strukturelle Verflechtungen von Rassismus und globaler Ökonomie weit über Südafrika hinausweisen.

Diese Einsichten sind auch für die Kämpfe in Europa gegen den neu erstarkenden Rassismus und Rechtsnationalismus relevant. Denn die Suche nach neuen Formen gesellschaftlichen Zusammenlebens in der Post-Apartheid-Ära steht modellhaft für eine postkoloniale Perspektive, die darauf drängt, koloniale und rassistische Strukturen und Logiken zu durchbrechen, ohne einfach nur Gesichter und Rhetorik auszutauschen. Umgekehrt wird die Apartheidlogik von ethnisch homogenen Siedlungsgebieten und der sogenannten weißen „Herrenrasse“ wieder zum Kristallisationspunkt für viele global agierende rechtsnationale und rechtsextreme Netzwerke und Bewegungen.

Afrika hat eine lange Geschichte der Beteiligung an politischen Auseinandersetzungen in Europa: So waren Unabhängigkeitsbewegungen auf dem afrikanischen Kontinent von ihren Begegnungen mit den Kämpfen gegen den Faschismus in Europa geprägt. Umgekehrt waren europäische Emanzipationskämpfe der 60er und 70er Jahre von den Ideen afrikanischer Befreiungsbewegungen beeinflusst. In Südafrika gilt das besonders, da die Apartheid zwar nach, aber im Umfeld des Faschismus entstanden ist und die Anti-Apartheidkämpfe eng mit antirassistischen Bewegungen in Europa und den USA verbunden waren.

Im Mai 2019 veröffentlichte bisher unbekannte, als geheim und vertraulich eingestufte Dokumente belegen eine systematische Instrumentalisierung deutscher Politiker*innen und Journalist*innen durch das damalige Apartheid-Regime in Pretoria. Mittels dieser Propagandastrategie versuchte das Regime, „die weiße Vorherrschaft auf Dauer“ zu sichern. Eine 2018 im Rahmen einer Bundestagsanfrage diskutierte Frage war die „Enteignung und Verfolgung der Buren in Südafrika“, die u.a. nach dem Schutz von Weißen in Südafrika fragte und „hautfarbenbezogene Landenteignungen“ in Regierungsgesprächen thematisierte. Gleichzeitig ist belegt, dass Bundestagsabgeordnete an paramilitärischen Übungen von rechtsnationalen/ -extremen weißen Gruppierungen – wie etwa „der „Suidlanders“ in Südafrika teilnehmen, die sich laut Angaben ihres Sprechers für einen „Rassenkrieg gegen die schwarze Bevölkerungsmehrheit rüstet“.

Vor diesem Hintergrund widmet sich „Afrika neu denken“ in diesem Jahr den aktuellen Dialogen zwischen Südafrika und Deutschland sowie postkolonialen Analysen und Perspektiven aus Südafrika, die Zusammenhänge zwischen europäischen und afrikanischen Entwicklungen deutlich machen. Gleichzeitig suchen sie nach neuen und kreativen Wegen, wie Post-Apartheid als globale Perspektive verstanden werden kann, sich gegen Formen strukturellen Rassismus zu engagieren und sich auf Basis von Demokratie und Verfassung gegenüber neuen Formen rechtsnationaler Netzwerke, Bewegungen und Politiken zu positionieren. 25 Jahre nach dem Ende der Apartheid öffnen die südafrikanischen Erfahrungen und Diskurse neue Perspektiven und Fragen auch für die Europa-Afrika-Beziehungen in Deutschland.

„Afrika neu denken“ 2019 wird durchgeführt vom „Afrika neu denken“-Team in Kooperation mit der Professur für Politikwissenschaft und Politische Soziologie mit dem Schwerpunkt Entwicklungsländerforschung (Goethe-Universität Frankfurt/M.).

Wir laden Sie herzlich ein.

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